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Target Panic

Verfasst: 7. Okt 2018, 09:47
von ullr
Ich eröffne hier mal den Thread "Target Panic" Auslöser war ein Artikel in der Zeitschrift "3D Bogensport Nr. 2/2018 Seite 74" von Andrew Vooreg. Der beschreibt z.B. einen Klicker für traditionelle Bogenschützen, z.B. durch eine Feder, die am Mundwinkel anstreifen soll, wenn der Vollauzug erreicht wird. Möglicherweise wurde der Autor durch Merida (man beachte die Markierung, die die Feder bei Meridas letztem Schuß auf der Wange hinterläßt..) inspiriert.
Lach... Das wurde vor Jahrzehnten mal als "Daumenklicker" hochgejazzt, der Spuk war schnell vorbei.
Als Aufmacher nehme ich die Frage eines users aus dem untergegangenem Bogensportforum, Zitat:
... habe eine jugendliche Schützin mit einem Problem, zu dem ich noch keine Lösung finden konnte. .... Sie kann ihren Bogen problemlos ausziehen und halten -> aber nur ohne Pfeil. Sobald sie einen Pfeil drauf hat, zielt sie gar nicht, kommt in die Nähe des Goldes und wupps ist das Ding raus.
Ich bitte darum, Definitionen aus meinem Artikel "Target Panic" zu verwenden. Es ist ausdrücklich eine Bitte, damit man ein paar Wegweiser über den Trampelpfad durch den Themendschungel "Target Panic/Goldangst" hat.
Wie geht ihr (Schützen*innen) mit Target Panic um? Welche Lösungsmöglichkeiten waren bei euch erfolgreich?
Wie erkennt ihr (Schützenfreunde*innen, Ausbilder, Trainer) bei anderen Target Panic und helft Fragenden die sich mit einem Problem an euch wenden?
Gruß, schönen Restsonntag und klar doch,
"Gut Schuss!"
ullr
PS: Die Rezension über oben aufgeführte Ausgabe kommt noch!

Re: Target Panic

Verfasst: 17. Okt 2019, 13:43
von Burki
Ich habe diesen älteren Beitrag jetzt erst entdeckt.
Und ich gehöre zu denen, die mit "Goldangst" gehörige Probleme hatten.
Ende der letzten Wintersaison erwischte es mich, mit einigen Vorwarnungen, fast von einem Tag auf den anderen.
Fünf bis sechs Tage/Woche a 60 bis 80 Passen zu drei Pfeilen war unser Trainingsumfang.

Ich schätze es war Freezing, das Visier im Gold, es klickt und ich kann nicht loslassen.
Weder unbewußt noch bewußt.
Manchmal hatte ich den Eindruck, es war ein Kampf zwischen dem Unbewußten und dem Bewußtsein.
Das Unbewußtze wollte lösen und das Bewustsein meinte nee, jetzt noch nicht. Das war eine elende Zuckerei und endete oft in katastrophalen Schüssen in die Botanik oder ins Netz.

Geholfen hat mir, ganz gezielt schnelle Schüsse auf Klick. Egal ob im Gold oder noch nicht.
Schnell ausgezogen und das Visier in Richtung Scheibenmitte.
Auf jeden Fall, egal wo das Visier für mich stand, auf Klick losgelassen.
Dabei hat mich nie die Farbe Gold gestört. Ich habe auch oft auf eine ausgeschnittene Spotmitte geschossen.
Das hat immer eine Weile geholfen und ich habe das auch immer mal zwischendurch gemacht.

Mittlerweile ist der Spuk so gut wie vorbei. Ganz selten habe ich mal an einem Tag ein oder zwei "Zucker".
Ich habe auch bemerkt, daß das immer aufgetreten ist, wenn ich mich selbst unter Druck gesetzt habe.
Immer wenn ich unbedingt treffen wollte (Turnier mit meinem Trainingspartner simuliert), trat das öfter auf.

Ich kann nur sagen, das war ein echtes Problem für mich. Ich habe einige Trainings abbrechen müssen weil ich keinen einzigen Pfeil lösen konnte.

Re: Target Panic

Verfasst: 17. Okt 2019, 22:42
von 6pack
Die Targetpanic ist, wenn ich die Problematik richtig verstanden habe, ja nur das Symptom.
Wurde eigentlich schon einmal untersucht was die Ursache sein könnte?

Beim Bogenschießen hatte ich selbst das Problem zum Glück noch nie, vermutlich mache ich's noch nicht lang genug :roll:
Vor langem, als ich noch Blei durch die Luft schoss, traf es mich aber schon. Allerdings hatte das Problem noch keinen schönen englischsprachigen Namen.
Vermutete Ursache damals: Übertrainiert wegen bevorstehenden Wettkampf. Die Platzierung war dann ........ naja dabei sein ist alles :cry:
Dann einige Wochen absolute Abstinenz, ganz langsam wieder angefangen und es ging wieder. Die Angst vor einem erneuten Aufflammen blieb aber noch lange im Hinterkopf.

Re: Target Panic

Verfasst: 18. Okt 2019, 13:23
von ullr
6pack hat geschrieben: 17. Okt 2019, 22:42 Die Targetpanic ist, wenn ich die Problematik richtig verstanden habe, ja nur das Symptom.
Wurde eigentlich schon einmal untersucht was die Ursache sein könnte?
...
Ich denke mal, das ist grundsätzlich eine Frage an Psychologen. Und ich werde nicht den Fehler machen, hier laienhaft Erklärungsversuche zu posten.
Aber:
1.Häufig tritt Targetpanic (egal welche Art) im Training nicht auf, sondern erst im Wettkampf.
Ist sie weiter fortgeschritten, tritt sie auch beim Training auf.
Diese Aussage ist durch Beobachtung und eigene Erfahrung ziemlich abgesichert.
2. Es gibt Schützen, da tritt sie nie auf. Das werden dann auch gute Blankbogenschützen
3. Ich habe Target Panik schon bei Anfängern, wenn sie nur ein klitzebißchen Bogenschießen konnten erlebt.
Meine persönliche Erklärung für das Phänomen ist fehlendes Selbstvertrauen. Der Schütze/In vertraut einfach nicht sich selber, sondern versucht bewußt bis zur letzten Hundertstel Sekunde die Kontrolle über den Vorgang zu behalten. Da kommt sein Unbewußtes (das deutlich früher weiß -bis zu 4 Sekunden- wann das Korn sich im Zielbild befindet) in Konflikt mit dem lahmen Bewußtsein, das nicht akzeptieren will, dass seine Informationen gründlich veraltet sind. ;)
Das ist eine Hypothese, der ich anhänge. Aber das müßte in einer ausgiebigen psychologischen Studie untersucht werden. Wie das gehen soll?
Keine Ahnung... ;)
Gruß und klar doch,
"Gut Schuss!"
Christian

Re: Target Panic

Verfasst: 18. Okt 2019, 15:05
von Burki
Mangelndes Vertrauen in mein Unterbewußtsein ist es zumindest bei mir nicht gewesen.
Ich habe dazu vollstes Vertrauen.
Habe schon zu oft erlebt, wie gut das ist.
So manches Mal hatte ich gedacht, ich hätte vergessen zu zielen. Pustekuchen, trotzdem Treffer.
Oft war ich auch bei meinen Schnellschüssen überrascht, daß ich auch bei flüchtigem Zielen eine äußerst hohe Trefferquote hatte.
Seitdem überlasse ich die Ausrichtung innerhalb des gelben Halteraumes getrost meinem Unterbewußtsein.

So ganz weg ist die Geschichte bei mir nicht, aber so selten, daß ich mir nun mehr keine Gedanken darum mehr mache.
Und zack ging heute nach längerer Zeit mal wieder einer mit einem heftigen Zucken in die Spanplatte neben dem Ziel.
Sei 's drum.

Ich habe einige Jahre aktiv in der Liga gedartet und Leute mit Dartitis gesehen. Ist für mich ähnlich geartet und hat auch katastrophale Auswirkungen.

Re: Target Panic

Verfasst: 21. Okt 2019, 10:25
von Anfaenger
Das ist mein aktuelles Handicap!
Beim bewussten Zielen lande ich mit dem Korn/Pin auf der Unterseite des Goldes, und schsffe es nicht wieder in die Mitte des Goldes zu kommen.
Der Schuss erfolgt dann immer (unbewust/unkontrolliert/ungewollt). Die Treffer liegen dann bei geringer seitlicher Abweichung in der 7 oder 8.
(Ich benutze mangels Anleitung vor Ort noch keinen Klicker.)
Benutze ich (auf 18m) eine größere Auflage (80er Center) ist das Ergebnis gegenüber einer kleineren Auflage (40er Hallenauflage) deutlich besser.
In einer Veröffentlichung (Übersetzung aus den USA) habe ich etwas über dieses Thema und die Unmöglichkeit des absolut sicheren/ruhigen zielens(wie beim Kugelschiessen) beim Bogenschießen gelesen.
Danach versuche ich jetzt, nach dem ersten Ausrichten des Visiers auf dem Gold, mich ganz bewusst nur noch auf das X zu konzentrieren, das Visier nehme ich dann nicht mehr war.
Wenn es gelingt, ist das Ergebnis gut (bis perfekt), aber es ist sehr schwer und gelingt nur in ca. 30% der Fälle.
Dazu bin ich jetzt auf ein Ringkorn (Blende) gewechselt, das scheint die Konzentration auf das "X" zu erleichtern.

Re: Target Panic

Verfasst: 22. Okt 2019, 18:15
von ullr
Anfaenger hat geschrieben: 21. Okt 2019, 10:25 Das ist mein aktuelles Handicap!
Beim bewussten Zielen lande ich mit dem Korn/Pin auf der Unterseite des Goldes, und schsffe es nicht wieder in die Mitte des Goldes zu kommen.
...
Tschullige... Was für einen Trainer hast du denn? Wenn Dir das jemand beigebracht hat, jag ihn zum Teufel. :twisted: Trittst Du bewußt auf die Bremse, wenn Dir ein Kind vor den Kühler läuft? Ich hoffe nicht. Das geschieht alles reflexartig. Im Sport nennt man das Antizipation. Der eigentliche Zielvorgang, egal ob Bogen, Gewehr oder Pistole geschieht unbewußt. Die genauen Zusammenhänge findest Du hier.
Und wenn Du schon jetzt, nach relativ kurzer Ausbildungszeit Anzeichen von Target Panic hast, was ich stark vermute, dann montier Dir unter Aufsicht eines erfahrenen Schützen/In einen Klicker und lass Dir von diesem erfahrenen Schützen beibringen, wie man damit umgeht.
Tip: wenn der Typ Dir dann aber etwas vom "verlängerten Schuß" erzählen will, dann trete ihn in den Ursch.... :twisted:
Hier die weiteren Grundlagen:
Klicker
Target Panic
Ich bitte dich um Entschuldigung für meinen rauen Ton, aber bestimmte Dinge (das hat nichts mit deinen Fragen und deinem Posting zu tun) bringen mich auf 180... :lol:
Gruß und klar doch,
"Gut Schuss!"
Christian

Re: Target Panic

Verfasst: 22. Okt 2019, 21:52
von Burki
Ich bringe gerade einem Kollegen bei, nicht bewußt zu zielen sondern sobald sein Korn das Gelbe berührt, einfach weiter zu ziehen und bei Klick sofort zu lösen.
Der hat damit tolle Fortschritte gemacht, fällt aber anfangs immer wieder in das bewußte Zielen zurück und quält sich dann mit zu langer Haltezeit und Rumgewackel ab.
Kurze Erinnerung und es geht wieder eine Zeitlang. Ist halt noch am Anfang.
Zähle zwei Koreaner zu meinen Bogenfreunden. Die wissen um die Antizipation. Hier bei uns scheint das noch zu Utopie zu zählen.
Ich bringe dann immer gerne das Beispiel mit der vollen Kaffetasse im Laufen. Schaut man hin, macht man garantiert die falschen Korrekturen und es schwappt über. Schaut man nicht hin, macht das unser Unterbewußtsein schon.